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"Kölle un die Pänz us aller Welt"

So lautet das Motto des diesjährigen Rosenmontagszuges, der am 7. Februar 2005 ab 11 vor 11 Uhr pünktlich an der Severinstorburg starten wird. 10.000 Teilnehmer sind in 44 Gruppen mit 96 Fest-, Persiflage-, Prunkwagen und Kutschen, 80 Traktoren, 75 Bagagewagen, 121 Musikkapellen und rund 480 Pferden dabei.

Nicht nur zum Weltjugendtag im August, sondern auch zum Rosenmontagszug werden in diesem Jahr ganz besonders die Pänz, Kids, Kinder und auch die, die sich immer noch jung fühlen, eingeladen. Auf dem Wagen der Zugleitung wurden deshalb Freiflächen gelassen. Dort haben die Kleinen aus Kindergärten, die Jugendlichen in Schulen die Möglichkeit, ihre Sicht von heute und der Zukunft, Dinge, die sie bewegen und bedrücken, aber auch glücklich machen, malerisch auszudrücken. Die Zeichnungen werden dann am Zugleiterwagen angebracht. Selbst wenn der Wagen voll ist, werden die restlichen Bilder im Zoch auf Schildern durch die Stadt getragen. Niemand soll traurig sein, weil gerade sein Entwurf im Zug nicht dabei und im Fernsehen nicht zu sehen ist.

Kinder und Jugendliche haben oft Träume. Präsentieren Gesellschaften drei Herren, die sich als Dreigestirn für die kommende Session vorstellen, hört man immer wieder den Satz: "Schon als kleiner Junge habe ich davon geträumt, einmal Prinz, Bauer oder Jungfrau in Köln zu sein." Also geben wir auf dem ersten Wagen den ganz Kleinen die Möglichkeit, einmal Prinz, Bauer und Jungfrau zu sein - wie bereits Herbert Grönemeyer in einem seiner Songs forderte: "Kinder an die Macht".

Eines steht heute schon fest, die Kinder und Jugendlichen werden kommen. Der Wagen "Ihr Kinderlein kommet" weist auf den Weltjugendtag im August in unserer Stadt hin. Bambini, Kids, Enfants, Niños oder Pänz bilden auch gleich den Dom samt Türmen nach. Um diesen Wagen herum werden im Zoch übrigens 40 Organisatoren mit durch Köln ziehen.

Ob wir nur die Pänz us Kölle oder die Kids us aller Welt sind, sie werden alle mitfeiern. Die stammen natürlich aus den berühmten geburtenstarken Jahrgängen. In diesen Zeiten hatten Gynäkologen noch viel zu tun. Heute sitzt so mancher Doc vor seiner Entbindungsstation, wartet verzweifelt auf werdende Mütter, um den Kreißsaal wieder mit Leben zu füllen. An der Tür hängt derzeit noch das Schild "Zimmer frei". Babywiegen haben schon Spinnweben. Da fällt dem Betrachter nur noch der leicht abgewandelte Bläck-Fööss-Refrain ein: "Pänz, Pänz, wo mer jeit un steit kein Pänz".

Vater werden ist nicht schwer, Vater sein dagegen sehr. Dieser alte Spruch hat heute eine ganz andere Bedeutung. Kaum ein Kind, das nicht mit einem Handy rumläuft. Neben teuren Telefonaten, Endlos-SMS sind auch neue teure Gebühren für Klingeltöne fällig. Leidtragend ist sehr oft das Konto der Eltern, das fast unbemerkt geplündert wird. So manches Elternpaar muss sich wegen der "Mobilität" ihres Filius schon mit dem Hut auf die Straße setzen und um eine milde Gabe mit dem Schild betteln: "Haben Kind mit Handy".

Foto: Andreas Klein

Natürlich haben die Jugendlichen Recht. Es ist doch so schön einfach, mit dem Handy zu telefonieren oder SMS-Gestammel abzusetzen. Da braucht man nicht mehr zu schreiben. Früher schrieb man Liebesbriefe oder Tagebuch. Heute schreibt man nicht mehr. Pisa lässt grüßen. Abgesehen davon braucht man sich beim Handy nicht mit der Rechtschreibung auseinander zu setzen. Das tun dafür die Erwachsenen. Die Zeitungen und der Duden, die sich täglich aufs Neue mit Feder und Stift bekriegen. Da bleibt nur eine kölsche Lösung, die lautet: "Wat för e Spill – jeder schriev su wie hä well".

Foto: Andreas Klein

Köln hat seit dem letzten Sommer ein zweites Wahrzeichen. Durch den Bau der Nord-Süd-U-Bahn-Strecke, zwischen Bonner Straße und Dom. Da buddelte und buddelte man. Und eines Nachts kippte im Severinsviertel der Kirchturm einfach zur Seite. Keiner wusste genau, warum. Keiner war schuld. Und da keiner schuld war, ließ man ihn einfach so stehen. Den Schuldigen gibt`s natürlich. Ein jecker Maulwurf, der mit einem "Kölle Alaaf" aus der Erde emporkam und dabei feststellte: "In Colonia schunkeln sogar die Türme".

Der "Schiefe Turm von Köln" war natürlich ein besonderes Ereignis im letzten Jahr, lockte nicht nur Kölsche, sondern auch Touristen aus aller Welt ins Severinsviertel, um das Wunder zu besichtigen. Aber sie kamen nicht weit. Die Kölner City ist bekanntlich eine einzige Baustelle. Überall Umleitungen, tiefe Löcher und Staus, so weit das Auge reicht. Man fährt derzeit von Ampel zu Ampel, um den fließenden Verkehr zu schonen. Und weil das so bleibt, kann man die nächsten Jahre nur stöhnen: "Und ewig sind die Baustellen".

Von grüner Welle kann überhaupt keine Rede mehr sein, die vor 40 Jahren mal "Propeller-Müller" erfunden hatte. Die liegt inzwischen ebenso im städtischen Müllkorb wie die Bewerbung zu Olympia oder als Kulturhauptstadt Europas. Ein Satz mit X. Dat wor wohl nix.

Damit nicht genug. Da gab`s den Versuch, den Münchner Viktualienmarkt nach Köln zu holen. Das gelang nur kurz und in Ansätzen. Am Heumarkt und Hauptbahnhof mussten gleich wieder neue Steine gepflastert werden. Schlimmer noch: Durch die Hochhauspläne auf Deutzer Seite wird sogar ums bedrohte Weltkulturerbe Dom gekämpft. Selbst Hänneschen zieht sich da nur noch sing Mötz ins Gesicht und meint: "Nix hät jot jejange".

Heutzutage ist Köln leider keine so sichere Stadt mehr. Viele Personen versuchten sich in den letzten Jahren in "Eigentumsübertragungen" der besonderen Art. Und: Die "flinken Finger werden immer jünger". Aus diesem Grunde beschloss die Polizei: Köln soll bis 2010 die sicherste Millionenstadt Deutschlands werden. Damit Willi Ostermanns Zeilen "Och, wat wor dat fröher schön doch en Colonia" nicht Vergangenheit bleiben, sondern wieder Wirklichkeit werden.

Als sich der Papst zum Besuch in Köln ankündigte, haben damals vier Personen eine Großveranstaltung für 1 Million Menschen verhindert. Sie glaubten wirklich, dass die Kröten, die an diesem Ort beheimatet sind, zertreten werden könnten. "Hangelar wor nix". Dafür geht man nun nach Frechen-Kerpen.

Statt eines "Kölschen Musicals" erleben wir gerade ein "Kölsches Political" im Rathaus und in den Parteien. Da wird nicht mehr um Sachfragen, sondern um Pöstchen und Aufsichtsräte gestritten. Da liegen sich Politiker der eigenen Partei in den Haaren. Da werden Intrigen geschmiedet. Es geht um Koalitionen und Landtagskandidaturen. Vor allem, wie diese zu verhindern sind. Manch einer greift sogar zu harten Bandagen – zum Baseballschläger und Ellenbogen-Check. Über so viel Dilletantismus ist Mutter Colonia mächtig sauer, weil sich in der Stadt nichts mehr bewegt.

Foto: Andreas Klein

Des Kölschen liebstes Kind ist bekanntlich der 1. FC Köln. Der hat nun endlich einen Präsidenten mit Sachverstand gefunden. Viel hat sich bereits getan. Da kann’s Wolfgang Overath schon ein wenig ruhiger angehen lassen und in seinem Bettchen beten, dass sein größter Traum Wahrheit wird: Schumi als Sponsor, der als Jockey Geißbock Hennes wieder richtig auf Trab bringt. Damit der FC irgendwann wieder im europäischen Wettbewerb dabei ist.

Foto: Andreas Klein

Alles ist bekanntlich reine Ansichtssache. Da werden dem Bürger ständig Märchen unter dem Titel "Es geht aufwärts" erzählt. Dabei ist alles im Abwärtstrend. Der Bundesmichel muss da schon wahre akrobatische Verrenkungen unternehmen, um den Aufwärtstrend zu erkennen. Der stellt sich einfach auf den Kopf.

Bundeskanzler Gerhard Schröder gibt sich gerne als Jungdynamiker. Nachdem er sich einen Hund gekauft hat, die Haare färben ließ, ein kleines Kind adoptierte, will Jungbrunnen-Gerd nun "alle Fäden in der Hand" halten und die Welt retten. So wie es "Spiderman" gern tut. Nur leider hat er sich dabei im eigenen Spinnennetz bzw. Haushaltsnetz verfangen. Die Mittel fehlen, um den erfolgreichen Spiderman zu mimen.

Schuld daran ist die leere und zusätzlich hochverschuldete Kasse unseres Finanzministers. Der versucht die "Arche Eichel" nicht nur mit dem "letzten Hemd" als Segel auf Kurs zu halten. Weil das Schiff bereits Leck geschlagen ist, flickt er nun krampfhaft seine Arche mit Holzplanken, damit sie nicht endgültig untergeht. Denn der Versuch, den 3. Oktober als Nationalfeiertag zu opfern, um sein Sparschwein aufzufüllen, verhinderte der Bundespräsident bekanntlich.

Chefs sollen Vorbilder sein. Und weil sie so wichtig und bedeutungsvoll sind, erklären sie viele Entscheidungen gerne zur "Chefsache". Wir sehen drei Chefs, deren jeweilige Chefsache ganz gehörig "in die Hose ging". Oberbürgermeister Fritz Schramma und die Bewerbung zur Kulturhauptstadt Europas. Bei Kanzler Schröder war´s Hartz IV, das nicht nur Wort des Jahres wurde, sondern sich letztlich in der Umsetzung als äußerst schwierig entpuppte. Auch DFB-Präsident Mayer-Vorfelder lag bei seiner Chefsache und voreiligen Bekanntgabe – Ottmar Hitzfeld als Nationaltrainer – ganz daneben. Jetzt soll`s Klinsi richten.

Zu jeder Regierung gehört nun mal eine Opposition. Aber CDU und CSU beschäftigen sich in letzter Zeit zu sehr mit sich selbst. Da verloren sich Edmund Stoiber und Angela Merkel wie einst Hänsel und Gretel im finsteren Wald. Die haben zwar das "Knusperhäuschen" Kanzleramt gefunden. Mussten aber bedröppelt wieder mit einem Lebkuchen abziehen. Weil drinnen die "Hexe" Schröder noch immer das Sagen hat und beiden kurzerhand eins mit dem Löffel überzog.

Leicht frustriert ist derzeit SPD-Chef Müntefering. In Nordrhein-Westfalen hat sich eine neue linke Partei aufgetan, sozusagen ein linker Flügel der SPD. Doch Münte lässt sich nicht beirren, vertraut den positiven Umfragewerten, glaubt schon, ihm seien Flügel zum "Start eines neuen Höhenfluges" gewachsen. Nur, mit einem starken rechten, aber äußerst schwachen linken Flügel lässt sich nicht abheben. Münte sollte mal kurz an Ikarus denken. Dem sind seine Flügel auch nicht gut bekommen.

Ganz anders gibt sich unser Außenminister. Weil er ständig um die Welt reist, nur mit den Wichtigsten dieser Welt verkehrt und sich fast geadelt vorkommt, hat er sich ein eigenes Wappen anfertigen lassen. Dort sind natürlich zwei Fische, aber auch zwei Hackebeilchen zu erkennen, weil sein Papa Metzger war. Das funktioniert tatsächlich. Selbst die Queen ist bereit, "Joschka von Fischer" die Hand zu küssen – "Adel verpflichtet". Am liebsten sind ihm aber junge Prinzessinnen, so um die 25. Obwohl er selbst fast 60 ist.

Deutschland war mal ein blühendes Land. Und damit es wieder blüht, kümmert sich unser Wirtschaftsminister selbst. Leider ist es Wolfgang Clement nicht gelungen, die Wirtschaft wieder in Gang zu setzen. Die Bürger finden den Werbespruch "Geiz ist geil" offenbar besser, als an ihr Sparschwein zu gehen. Selbst wenn Clement den Konsumhammer auspackt und das Lied anstimmt "Und dann hau ich mit dem Hämmerchen das Sparschwein kaputt".

Auch Bundesminister Trittin entwickelt sich immer mehr zum "Raubvogel". Aufgrund ständig steigender Benzinpreise stellt der Bundesmichel einfach nur fest: "Mer han de Jeier em Tank".

All das erkennen natürlich die Wähler. Immer weniger gehen zur Wahlurne. Und so läuft die Zustimmung für die Politiker wie ein Wollpullover ein. Den hat man mit dem falschen Programm in die Waschmaschine gesteckt, abgekocht, und er ist eingelaufen. Während Schröder und Frau Merkel mit nacktem Bauch noch einigermaßen davonkommen, traut sich FDP-Westerwelle schon gar nicht mehr aus der Maschine. Von seinem Pullover ist offenbar nur noch der Kragen übrig geblieben.

Glücklich ist dagegen die alte Dame Europa. Wie eine Großmutter schiebt sie stolz den Kinderwagen mit einem wahren Kindersegen aus Osteuropa. Die Familie Europa vergrößert sich und hät su sing neu Pänz.

Einen "ewigen Jugendwahnsinn" erleben wir auch. Fast täglich lesen wir in Zeitungen von Liftings oder sehen im Fernsehen Schönheitsoperationen und Busenvergrößerungen. Auch Männer lassen sich Haare verpflanzen, die Falten glätten. Chirurgen basteln wahre Beauty-Queens. Selbst wenn bei so viel Lifting die Haut nur noch mit Wäscheklammern gehalten werden kann.

Es gibt auch starke Frauen, die nicht durch Schönheit, sondern mit Wissen auf sich aufmerksam machen. Sie sitzen auf den Chefsesseln in Banken, in Regierungen und Oppositionsparteien. Ein Beispiel ist Frau Rice. Sie hat zunächst US-Präsident George W. Bush so präpariert, dass er alle Texte richtig gut ablesen konnte. Dann brachte sie ihn in Stellung gegen Old Europe, setzte ihm den Freiheitskranz auf. Deshalb wird sie nun Außenministerin der USA und hat sich bereits vorm Präsidenten platziert und klar gemacht, wer im Weißen Haus tatsächlich bald das Sagen haben wird.

Text: Alexander von Chiari, Zugleiter des Festkomitee Kölner Karneval von 1823 e. V.