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Laach doch ens, et weed widder wäde

So lautet das Motto des diesjährigen Rosenmontagszuges, der am 23. Februar 2004 ab 11 vor 11 Uhr pünktlich an der Severinstorburg starten wird. 10.000 Teilnehmer sind in 44 Gruppen mit 102 Fest- und Prunkwagen, 80 Traktoren, 490 Pferden, 76 Bagagewagen und 119 Musikkapellen im Zoch dabei.

Laach doch ens, so beginnt das Motto des Kölner Rosenmontagszuges. Deshalb rufen wir alle Menschen zum Lachen auf. Selbst wenn es derzeit nicht so rosig aussieht, ist der Kölsche doch davon überzeugt, et weed widder wäde. Da kann der Schäl ruhig betroffen dreinschauen. D´r Tünnes ist von ganz anderem Schlag und packt sich gleich die knatschverdötsche Mutter Colonia auf die Schultern.

Zugegeben, wenn wir morgens in die Zeitungen schauen oder die neuesten Nachrichten hören, verzieht sich einem schon das Gesicht - leider nicht zum Lachen. Aber zurück zu Köln. Nicht nur die Bundeskassen sind leer, auch unser Kölner Kämmerer versucht immer wieder verzweifelt, neue Geldquellen zu erschließen, um das leere Stadtsäckel zu füllen. Zumal sich ihm Hände entgegenstrecken, die um kleinere und große Spenden bitten. Da wundert´s nicht mal, dass sich der Kämmerer als Mäzen schon in eine Art Schäl verwandelt, wenn er etwas linkisch nach hinten in die leere Kasse greift, um die Bewerbung für Olympia, zur Kulturhauptstadt Europas im Jahre 2010 oder einfach die Theaterlöcher zu stopfen. Kulturbeutel sind ja bekanntlich Taschen, in der Rasierer, Zahnbürste oder Seife mit auf Reisen genommen werden. Der "Kölner Welt-Kultur-Beutel" ist dagegen das kulturhistorische Sammelsurium von prächtigen Bauten, mit der sich die Stadt für das Jahr 2010 als Europas Kulturhauptstadt anbieten möchte.

Bei aller Hochhäuser-Euphorie sollte man aber schon darauf achten, dass der Dom auch weiterhin deutlich sichtbar und den Gästen des "Hotel Domblick" auch selbiger erhalten bleibt. Sonst verlieren wir vielleicht noch das Weltkulturerbe, nachdem der Dom im Logo der KölnMesse schon längst abhanden gekommen ist.

Foto: Andreas Klein

Ob der Oberbürgermeister da seine Fingerchen im Spiel hatte, wissen wir nicht. Aber betrachtet man sich unseren OB, so fällt einem sein verschmitzt-zufriedenes Lächeln auf. Dabei war man doch erst vor wenigen Jahren als Troika Schramma, Bietmann, Blömer gestartet. Und heute? Bietmann hat inzwischen festgestellt, dass es ihm in Berlin recht gut gefällt, hat sich bis auf die Schuhe schon im Koffer verkrochen. Blömer sucht derweil in der Tonne nach Stimmzetteln und Spendenquittungen. Fazit: "Schramma ist allein zu Haus".

Foto: Andreas Klein

Vermutlich ist "Big Fritz" deshalb auch der Coup mit RTL so gut gelungen. Man saß - wenn auch in allerletzter Minute - zusammen. Der Vorstandsvorsitzende und der Aufsichtsratsvorsitzende. Zwei Männer, ein Wort, ein Euro. Schon war "Colonias neuer Liebling" ne echt Düxer Jung. So viel Unterstützung hätte sich das Festkomitee auch gut vorstellen können. Vielleicht hätten wir wie RTL drohen müssen, dass wir von Köln nach Düsseldorf wegziehen. Vermutlich war sich die Stadtspitze aber zu sicher, dass wir da sicherlich "zu fies vör" wären.

Eines steht jedenfalls fest: Ob ARD, ZDF oder RTL - in allen Fernsehsendern ist der Kölner Karneval die Nr. 1. Angesichts des ergrauten langen Bartes eines Mainzer Narren und eines altbierseeligen Düsseldorfer Jecken ist längst klar: "Colonia es dä Super-Star".

Obwohl das Festkomitee als "Festordnendes Komitee von 1823" ja die älteste karnevalistische Vereinigung ist, ist sie jung und erfolgreich geblieben. Und das liegt nicht zuletzt an seinem agilen, mobilen und kreativen Festkomitee-Präsidenten. Wie Napoleon, nicht besonders groß von Statur, aber erfolgreich im Umsetzen von Ideen, ist er immer bereit zu neuen Taten: Klein, aber oho.

Über den Kölner Karneval sind bereits unzählige Bücher geschrieben worden. Noch nie aber eine Biografie. Die wäre wohl auch nicht so interessant, weil derzeit viele Biografien auf dem Markt sind. Ob Boris Becker, Naddel, Verona Feldbusch, Dieter Bohlen, Stefan Effenberg oder Daniel Kübelböck - bei der Lektüre könnte man glatt von "Bio(grafien)-Müll" sprechen. Vielleicht schreibt Kanzler Schröder ja auch mal seine Memoiren nieder. Ehefrau Doris Köpf soll ihn ja bereits gefragt haben: "Sag mal Gerhard, hast du nicht auch noch etwas Tinte in deinem Füller?"

Wartet man auf die Bahn, dann wartet man, und wartet man. Obwohl Bahn-Chef Mehdorn ja höchstpersönlich versprochen haben soll - "et weed widder wäde" - meint der wahrscheinlich insgeheim - "küsste hück nit, küsste morje". Kein Wunder bei dem Fahrplan-Bahncard-Preis-Chaos sind Verspätungen schon längst an der Tagesordnung. Und da Mehdorn jedes Jahr 600 Kilometer Schienen stilllegt, muss der Transport bald aufs Wasser ausweichen, zumal Köln am Rhein liegt.

Im letzten Sommer waren Schiffe aber auch keine gute Alternative - der Rhein war einfach leer. Ganz Emsige wollten schon wieder nach Rheingold graben, die Loreley forderte wieder mal ihren Tribut von einem KD-Dampfer. Selbst dem armen Vater Rhein war es zum Lachen zu heiß. Zum Glück konnte er wenigstens auf ein leckeres kaltes Kölsch zurückgreifen, um die Temperaturen "em Drüje" zu ertragen.

Foto: Andreas Klein

Da man auf dem Rhein auch nicht viel bewegen konnte, wich man auf die Autobahn aus. Dabei hatte die Spediteure natürlich Angst vor Toll Collect und der Stolpe´schen Autobahn-Maut. Doch des Ministers Supermodell entpuppte sich unterm Titel "Pleiten, Pech und Pannen" zur regelrechten Lachnummer.

Ein anderer großer Lastwagen, vollgepackt mit Noten und Instrumenten, bewegte sich dagegen über die Autobahn von Köln in Richtung Berlin. Klammheimlich hatte sich doch die Pop Komm davon gemacht und zur "Pop Fott" gemausert. Ganz erfreut darüber war Herr Wowereit, der die Musikmesse mit offenen Armen in der Hauptstadt aufnahm und mal wieder erklärte, dass dies auch so gut sei.

In Berlin werden viele Reformen geschaffen. Viele Reformen entwickelten sich nur zu einer Comedy-Show. Da mutiert Bundeskanzler Schröder zu einer Reform-Kettensäge, zwingt den Deutschen Michel wie die berühmte Jungfrau in eine große Magierkiste, auf der "Gerhard Copperfield" zu lesen ist. Und wenn dem Bundesbürger hinterher nur die Hälfte bleibt, meint Schröder gelassen "Alles halb so schlimm".

Betont dabei aber noch, dass es den Abgeordneten genauso ginge. Die paar Vorteile (Höhere Diäten, Pension mit 55 Jahren , Freiflüge, keine Rentenzahlungen), seien nun wirklich nicht der Rede wert. Der Michel, der den Gürtel immer enger schnallen muss, findet das Ganze "nit för ze laache".

Foto: Andreas Klein

Dabei hätten Eichel, Clement, Müntefering und Schmidt doch so viel Positives in Bewegung gesetzt, dass wir eigentlich vor Freude strahlen sollten. Nehmen wir die Gesundheitsreform, die gerade in Kraft getreten ist. Ulla Schmidt meint sogar, wir sollten jetzt alle strahlen, weil sie ihr sonderbares Reformwerk endlich "fertisch" hat. Leider kommen beim Strahlen jetzt nur noch Lücken zum Vorschein, weil sich keiner mehr eine Zahnarzt-Behandlung leisten kann.

Foto: Andreas Klein


Frau Superministerin Schmidt war es ja auch, die Norbert Blüms fehlerhaften Satz "Die Rente ist sicher" reformiert hat. Sie ist weiterhin der Ansicht, jeder bekäme auch weiterhin seine Rente. Die Frage ist nur, wann? Da muss manches Paar bis ins Jahr 11 auf Wolke 7 warten, bis der Postbote endlich erscheint und verkündet "Hallo, ihre erste Rente".

Finanzminister Eichel legt den Jecken dagegen ein dickes Ei ins Nest, auf dem tatsächlich zu lesen ist: "1 x Lachen - 50 Cent". Kein Scherz - neben Vermögenssteuer und Erbschaftssteuer will der Minister am Liebsten noch eine Narren-Steuer einführen, über die die Jecken nur urteilen: "Jetz han mer nix mieh zo Laache".

Und was macht Jürgen Trittin? Der ist nach seinem gescheiterten Dosenpfand-Rücknahmesystem inzwischen selbst zu einer Dose mutiert, die der Automat per Fußtritt sofort wieder ins Freie katapultiert. Überhaupt hat der Bürger inzwischen beschlossen "Wir trinken lieber aus der Flasche".

Wirtschaftsminister Wolfgang Clement will uns dagegen weismachen, dass "es bald wieder aufwärts" geht. So recht glaubt er das wohl auch nicht. Zumindest versucht er den Aufschwung-Heißluftballon selbst mit Lachgas zu füllen.

Da wundert`s nicht mal, dass den Parteien immer mehr Wähler davonlaufen. Müntefering, Westerwelle und Merz haben schon ein neues Rezept, um die Bürger wieder an die Urnen zu locken. Sie haben die "neuen Botze" gegründet und stimmen nun vor der Kabine gemeinsam den Song "Sag´mir wo die Wähler sind, wo...?" an.

Obwohl bei der letzten Bundestagswahl hauchdünn unterlegen, weiß Stoiber doch sehr genau, dass "Schröders Bockbier" schon längst nichts mehr taugt und "das Maß voll ist". Derweil sitzen Schröder, Chirac und Putin am Tisch, spielen einen "Grand mit Dreien" und "kloppen op dr Bush". Chirac und Putin bemerken nicht einmal, dass der Bundeskanzler immer noch ein Herz-Ass in der Hinterhand hält.

Da hatten wir mal ein fröhlich lachendes Lämmlein - Rudi Völler. Weil er sich aber über ein Fernseh-Interview und eine Sch...Kommentierung ärgerte, verwandelte sich "Tante Käthe" zum laut brüllenden Wolf im Schafspelz. Et weed jo widder wäde, meinen die Fußballfans, für die es nach wie vor "nur ein Rudi Völler gibt".

Foto: Andreas Klein

Vielleicht sollte auch Joschka Fischer einen ähnlichen Brüller wie Rudi Völler loslassen. Obwohl sich der beliebteste deutsche Politiker mit großem Engagement bemüht, reichen seine sanften Tritte nicht aus, um "die lahme Schnecke Weltfrieden" zu bewegen. Nach der Eiszeit haben sich Bundeskanzler Gerhard Schröder und US-Präsident George W. Bush wieder aufeinander zu bewegt. Das "Shake-Hands" fiel etwas frostig aus. Und wer etwas von Körpersprache versteht, konnte leicht erkennen, wie nahe sich die beiden Politiker tatsächlich gekommen sind.

Aber in Amerika ist wirklich vieles anderes. Da kann doch tatsächlich ein ewig lächelnder Bodybuilder aus Österreich kommen, in Hollywood- Streifen seine Muskeln zeigen und wird glatt zum Gouverneur von Kalifornien gewählt. Frau Merkel und Herr Stoiber haben sich die Karriere des Arnold Schwarzeneggers zum Beispiel genommen, trainieren schon mal fleißig, um zu lernen, wie man Wahlen gewinnt.

Ein Engländer ging auch mal nach Amerika und wurde dort zum Weltstar - Charlie Chaplin. Von ihm stammt auch der Satz "Jeder Tag, an dem du nicht lachst, ist ein verlorener Tag". Also lachen Sie mit uns am Rosenmontag 2004, denn et weed widder wäde.

Text: Alexander von Chiari, Zugleiter des Festkomitee Kölner Karneval von 1823 e. V.