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Gestern Abend stellte die Formation "LMF" (Loss Mer Fiere) im Germania-Saal des Gasthaus Fühlingen im gleichnamigen Kölner Stadtteil ihre neue CD "Kölsche Junge" vor. Dabei stand der Song "Kopping vum Shopping" beim Auftritt von LMF im Vordergrund ... und nach der CD-Präsentation hatten viele Gäste sicherlich "Kopping" - aber nicht vom Shopping, sondern vom übertrieben lauten Sound der Gastgeber von LMF! Doch der Reihe nach ...

Der Germania-Saal im Kölner Norden ist ein schöner, kleiner Saal für vielleicht 200 bis 300 Gäste (je nachdem, ob der Saal bestuhlt ist oder man Stehtische eingedeckt hat). Nach dem Einlass werden dann spezielle Karten für den Abend ausgelegt, und die Preise versprechen günstige Verpflegung ... nur der Service ließ den ganzen Abend zu Wünschen übrig: Bei einer Bestellung von drei (!) Getränken konnte man davon ausgehen, dass man entweder nur zwei Getränke bekam - oder etwas anderes als das was bestellt wurde. Eine Bestellung von zwei Wasser und einer Cola dürfte einen Kellner nicht überfordern, anstatt der zwei Wasser aber zwei Apfelschorle zu bringen und die Cola ganz zu vergessen zeugt von Alzheimer im Endstadium - und dies bei jungen Leuten als Personal!

Auch interessant in diesem Zusammenhang: Es gab zwar eine kleine Speisekarte - die Speisen selbst konnte man im Veranstaltungssaal aber gar nicht bekommen, sondern musste dafür extra in die Gaststätte nebenan gehen und sich dort selbst versorgen. Dass die benutzten Teller dann durch die Servicekräfte abgeräumt wurden, war da schon Nebensache. Die gastronomische Organisation war für eine mit gut 250 Gästen ausverkaufte Veranstaltung schlicht und einfach eine Katastrophe!

Fotos: Andreas Klein

Mit Solo-Trompeter Bruce Kapusta startete der Abend dann gegen 19.00 Uhr. Der "Clown mit seiner Trompete" brachte direkt Stimmung in den Saal, und man bekam richtig Lust auf einen schönen Abend - der im weiteren Verlauf jedoch nicht so schön weitergehen sollte. Denn nach Bruce Kapusta kam der "Kölsche Harry" ... oh Graus, der wäre besser zu Hause geblieben! Man stellt sich nicht mit den Worten: "Meine Techniker sind auf einer Geburtstagsfeier - jetzt stehe ich hier alleine und meine Gitarre ist nicht gestimmt!" vor ein Publikum, welches auf Party und Feiern aus ist. Beeindruckend war hier, dass man fehlendes Können durch Lautstärke auszugleichen versuchte ... das erste Lied begann in einer angenehmen Lautstärke, wurde dann aber immer lauter und lauter und war zum Schluß nur noch eines: Laut! Viele Gäste nutzten den Auftritt, um sich mit Essen in der Gaststätte zu versorgen.

Wir bevorzugten den Nebenraum des Saales - und trafen dabei auf einen alten Bekannten: Willy Beivers, dem ein oder anderen sicherlich noch unter seinem Spitznamen "Puppen-Willy" bekannt, hatte einen Verkaufstisch mit vielen tollen Pins (darunter auch vielen Blink-Pins, die meisten sogar mit einem Ausschalter (!) versehen ...), mit Stoffpuppen und einigen anderen Fanartikeln namhafter Künstler aufgebaut. Unter www.serenashop.de kann man sich über die neuen und auch bekannten Produkte informieren und bei Interesse direkt ordern. Und so ganz nebenbei verriet Willy Beivers, dass er noch weitere Produkte in der Pipeline hat, auf die sich die Kölner Jecken ab Januar 2011 freuen dürfen ...

Unterdessen hatte die nächste Gruppe so ihre eigenen Probleme auf der Bühne des Germania-Saal: Die Gruppe "Ech Lecker" wollte singen - konnte aber nicht, weil die Technik streikte. Und es ist nicht wirklich eine gute Werbung, wenn man dann wie aufgescheuchte Hühner vor der Bühne hin und her rennt und nicht weiß, warum die Musik kein "La la la" macht ... als der Fehler dann nach zehn Minuten (!) gefunden war, war man gespannt, was die Mädels so zu bieten haben. Aber auch hier galt der heute bei 60 % der Künstler geltende Grundsatz: Nicht schön, aber laut. Sehr laut!

Nach dem fulminanten Start mit Bruce Kapusta und den beiden Durchhängern mit dem "Kölschen Harry" und "Ech Lecker" sollte nun der beste Auftritt des Abends folgen: Die acht Musiker der Band "Kölsche Adler" zeigten eindrucksvoll, dass man sich in den wenigen Jahren des Bestehens zu einer der besten Bands im Kölner Karneval (und nicht nur da) gemausert hat! Erstklassiger Sound, zum ersten Mal konnte man auch wirklich den Gesang verstehen und fantastische Arrangements sorgten dafür, dass die Adler unter zwei Zugaben gar nicht erst von der Bühne gelassen wurden. Eine Wohltat für die Ohren! Egal, ob dabei 1:1 gecovert wurde oder ob man sich ein bekanntes musikalisches Grundgerüst genommen und dem Song einen kölschen Text verpasst hat (wie z. B. beim bekannten Kneipenhit "Kreuzberger Nächte (sind lang)" von Gebrüder Blattschuss, der bei den Adlern zu "Vringsveedeler Näächte" mutierte ...). Von dieser Band wird man hoffentlich noch lange und viel hören!

Nach einer 20minütigen Pause kam dann der vermeintliche Höhepunkt des Abends: Die Band "LMF" präsentierte aber nicht nur ihre neue CD, sondern gab ein ausgewachsenes Konzert. Und dies in einer Lautstärke, dass sich viele Gäste fragten, ob Marc Metzger bei seinem Song "Muss et denn immer so LAUT sein?" vielleicht ein Konzert von LMF als Grundgedanken genommen hat. Gut, die Band um Frontmann Marcus Kaetz (dem man eine gewisse Ähnlichkeit zu "Blötschkopp" Marc Metzger nicht verleugnen kann) und dem Bandgründer Björn Fischer hat in den letzten Jahren ordentlich an sich gearbeitet. Und wenn man sich die Schnipsel aus der aktuellen CD "Kölsche Junge" auf der Website der Band anhört, dann klingt das alles auch schon ziemlich rund. Nur Live scheint sich die Band um den Titel "Lauteste Band Kölns" bewerben zu wollen - und damit macht man sich vielleicht ein paar (halbtaube) Freunde, doch den Großteil der Kölner Karnevalisten wird man damit eher vergraulen. Dabei sind Songs wie "Kölsche Junge" und "Kopping vum Shopping" durchaus für alle Karnevalisten kompatibel, und mit dem "Kopping" hat die Band sogar einen Song im Repertoire, der in der kommenden Session ein Kracher werden könnte ... wenn man es schafft, die Lautstärke entsprechend in den Griff zu bekommen.

Und Sprüche eines Moderators wie "Wofür brauchen wir die Bläck Fööss oder die Höhner, wir haben doch LOSS MER FIERE!" zeugen bereits von einer gewissen Arroganz, die sich bei einer Nachwuchsband erfahrungsgemäß immer sehr zum Nachteil auswirkt. Auch hier sollte man besser kleine Brötchen backen und sich als Band, die im Jahr 2006 gegründet wurde, nicht mit Bands messen, die seit mehr als 30 oder 40 Jahren im Geschäft sind und jedes Jahr einen Hit produzieren!

Als Resümee des Abends muss man klar sagen: Für 7,00 € Eintritt, den man in Form von Verzehrgutscheinen, Tombola-Losen und einem Präsent der FEGRO/SELGROS mehr als ausreichend erstattet bekommt, kann man nicht viel erwarten. Musikalisch waren für uns die Band "Kölsche Adler" und Bruce Kapusta die Top-Kräfte an diesem Abend. Der "Kölsche Harry" und die Band "Ech Lecker" sollten sich die nächsten Tage, Wochen und Monate erst einmal mit ihrer Technik beschäftigen und lernen, wie man damit richtig umgeht - oder es besser gleich ganz sein lassen. Die Band "LMF" ist auf einem guten Weg; die Studioproduktionen klingen bereits ziemlich rund, nur bei Live-Auftritten sollte die Band noch kapieren, dass weniger (Lautstärke) manchmal mehr ist. Und ein - im Hinblick auf den Song "Kopping vum Shopping" gut gemeinter - Spruch wie "Wer Aspirin braucht, kann sich an unseren Techniker wenden ..." kann bei so einer lauten Darbietung auch einmal durchaus sehr schnell missverstanden werden ...