23.01.: Senatspräsident beklaut Kölner Dom

Helle Aufregung am Wochenende im Kölner Karneval: Am Freitagabend wurde im Kölner Dom ein so genannter Domschweizer verhaftet. Der 62-jährige Günther R. soll mit Hilfe eines Nachschlüssels Geld aus den Opferstöcken der Kathedrale gestohlen haben. Das besonders Prekäre an dieser Meldung: Der Domschweizer ist der Senatspräsident einer der ältesten Kölner Karnevalsgesellschaften, Mitglied im Zentral-Dombauverein und in einem Ludwig-Sebus-Fanclub.

Am Freitag gegen 18.30 Uhr soll Günther R. auf frischer Tat ertappt worden sein. Die Polizei fand bei ihm, wie der Kölner Stadt-Anzeiger heute berichtet, 400 € in Scheinen sowie eine größere Menge Münzgeld. Günther R. soll sofort eingeräumt haben, dass das Geld aus den Opferstöcken des Doms stammte. Ebenfalls sichergestellt wurde der Nachschlüssel, der wohl in Bayern nachgemacht worden sein soll. Dort besitzt R. ein Wochenendhaus. Wie viel Geld R. aus den Opferstöcken insgesamt entwendet hat, ist aktuell noch unklar. Das Domkapitel hat gegen den Domschweizer R. Strafanzeige gestellt, die Polizei ermittelt nun, wie lange R. schon in den Opferstock gegriffen hat. Das Domkapitel bestätigt lediglich die "personelle Angelegenheit", zu der man aus "datenschutzrechtlichen Gründen" keine weiteren Angaben machen will.

In karnevalistischen Kreisen stellte sich sowieso seit einigen Jahren die Frage, wovon Günther R. sein umfangreiches Engagement finanziert hat. Insider berichten, dass R. gegenüber seiner Gesellschaft behauptet haben soll, erfolgreicher Rechtsanwalt und Steuerberater zu sein. Danach war R. angeblich erfolgreicher Catering-Unternehmer. Zuletzt hiess es, die Ehefrau von Günther R. hätte geerbt und man lebe von deren Ersparten. Seit drei Jahren nun war Günther R. offiziell als Domschweizer beim Kölner Dom angestellt.

Bei seiner Karnevalsgesellschaft, in der R. als Senatspräsident im Vorstand sitzt, schrillten am Sonntagnachmittag nach einer Vorwarnung die Alarmglocken. Heute wird der Vorstand der Gesellschaft zu einer Krisensitzung zusammenkommen. Zwischenzeitlich hat Günther R. alle seinen karnevalistischen Ämter mit sofortiger Wirkung niedergelegt.

Nachtrag vom 24.01.2012:

Mittlerweile haben wir eine offizielle Stellungnahme der Karnevalsgesellschaft erhalten, in der Günther R. als Senatspräsident aktiv war:

"Aufgrund des Berichtes des KSTA vom 23.01.2012 hat unsere Gesellschaft mit Bestürzung Kenntnis vom Vorgang im Kölner Dom und der Beteiligung unseres Senatspräsidenten erhalten. Der Senatspräsident hat sich immer für die Belange der Gesellschaft eingebracht und sich stets korrekt verhalten.

Nach Bekanntwerden des o.g. Berichtes hat G.R. den Vorstand zunächst gebeten seine Ämter ruhen lassen zu dürfen. Aufgrund des breiten Medieninteresses hat sich G.R. im Laufe des heutigen Nachmittages entschieden mit sofortiger Wirkung aus der Gesellschaft auszutreten, um jeglichen Schaden von der Gesellschaft abzuwenden. Dieser Entscheidung zollen wir großen Respekt und wünschen G.R. für die Zukunft alles Gute.

Aufgrund dieser Situation hat sich der Gesamtvorstand am Abend zu einer außerordentlichen Vorstandssitzung getroffen und Mario Anastasi zum Senatspräsidenten im geschäftsführenden Vorstand ernannt."


(Quelle: Pressemitteilung der K.G. Die Grosse von 1823 e. V.)